Einige Tips für Suchtkranke und behandelnde Hausärzte
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Der Suchtkranke und der Arzt gehen sich aus dem Wege, daher erfährt der Arzt so gut wie nie den ganzen Umfang des Mißbrauchs und der Erkrankung.

Für den Kranken:

Schildern Sie dem Arzt den vollen Umfang Ihrer Abhängigkeit, alles über die seelische Zerrüttung, den sozialen Abbau und was bisher der Alkohol bewirkt hat: Ehescheidung, Kündigung, Führerscheinentzug usw.

Wenn Sie es ambulant schaffen wollen müssen Sie doppelt mitarbeiten.

Benutzen Sie den Arzt nicht nur dazu sich krankschreiben zu lassen oder an Medikamente ranzukommen zur Erleichterung der Katerstimmung, mit dem Vorsatz: ab morgen höre ich auf, heute kann ich es sowieso noch nicht.

Keiner läßt sich gern belügen, besonders der Arzt nicht, der Ihnen helfen will.

Für den Arzt: 

Verschreiben Sie kein Distraneurin. Dieses Medikament sollte nur klinisch gegeben werden. Sie nehmen dem Kranken die Möglichkeit vorweg unter Umständen im LKH an einem Delirium vorbeizukommen. Dort wird Distraneurin, in starker Dosierung, höchstens einige Tage gegeben. Eine Tablette hat ungefähr die Wirkung einer Flasche Bier.

Verschreiben Sie kein Antabus jemanden der es doch übertrinken muß. Verschreiben Sie es lieber gar nicht.

Es ist besser den Kranken bei einem, dem Alkohol zu belassen, als ihm in eine Doppelabhängigkeit von Alkohol und Distraneurin zu bringen.

Alle süchtigmachenden Medikamente gehören auch nicht in die Hand des Alkoholikers. Achten Sie auf den Alkoholgehalt von Tropfen, das ist wichtig zur Einhaltung der totalen Abstinenz und führt auch zur Unverträglichkeit anderer Medikamente. ( Hustensaft, fast alle Stärkungsmittel, Baldriantropfen enthalten z.B. 60% Alkohol. Das ist ganz klar ein Schnaps.)

Weisen Sie den Patienten lieber auf eine abstinente Gruppe hin, dort wird ihm in Gesprächen geholfen für die Sie einfach keine Zeit haben, und die der Patient auch mit Ihnen eingeht. Auch die Frage, ob eine Therapie sinnvoll wäre, wird dort besprochen.
Es übersteigt die Möglichkeit des Arztes, allein einen Alkoholiker trocken zu legen und ihn auf Dauer vor dem Rückfall zu bewahren. Ein Suchtkranker braucht eine ganze Behandlungskette gleich starker Glieder, von der der Arzt nur eins sein kann. Das Ansehen des Arztes leidet nicht darunter, sich hier einzuordnen.
Jeder Arzt sollte sich unbedingt eine Fachzeitschrift über Suchtkrankheit halten, einfach um nicht zu resignieren, daran, immer wieder neu belogen und enttäuscht zu werden, weil das ja zum Krankheitsbild mitgehört.

Alkoholismus ist die einzige schwere Erkrankung an deren Behandlung Laien wirksam mithelfen können.

Geben Sie dem Kranken eine Chance zur Selbsthilfe in der Selbsthilfegruppe. Er wird Ihr Patient bleiben und wenn's gut geht werden Sie sich an seiner Genesung mitfreuen.